Freitag, 17. Mai 2019

Mit Nazis reden


Aus aktuellem und traurigen Anlass unterbreche ich
hier mal das Unterhaltungsprogramm.
Mit einem Text von Wiglaf Droste, Ende 1993.

Aktueller denn je. Leider.
Danke Wiglaf! RIP

Wiglaf Droste,
Mit Nazis reden

Der Text stammt aus "ARRANCA" Nr. 3 * Winter '93/'94

Am Mittwoch, dem 25. August 1993, hatte man erneut Gelegenheit,
deutschem TV-Topjournalismus beizuwohnen. In den ARD-Tagesthemen führte Sabine Christiansen ein Interview mit dem sächsischen Innenminister Heinz Eggert über die Frage, ob man junge Neonazis in freundliche, milde Menschen verwandeln könne, indem man sie mit Jugendzentren, Sozialarbeitern usw. überhäufe. Eggert, dessen Äußeres immer wieder in Erinnerung ruft, daß die Folge "Amok in Bethel" aus der TV-Serie Peter Strohm noch immer nicht gedreht worden ist, kippte die Interviewsituation um und fragte Frau Christiansen: "Wann haben Sie oder ich das letzte Mal mit einem Rechtsradikalen gesprochen?"

Nun ist allgemein bekannt, daß Sabine Christiansens berufliche
Qualifikation im Besitz eines CDU-Parteibuches besteht, und gerne
erzählten Kollegen, daß sie als einzige in der Tagesthemen-Redaktion nicht in der Lage ist, sich ihre Nachrichtentexte selbst zu schreiben.
Ihre parteigebundene Beschränktheit macht Frau Christiansen dadurch wett, daß sie sich bei jeder sich ihr bietenden Gelegenheit an die Spitze des etwaigen Volkszorns setzt; ihr journalistisches Rückgrat kommt dem einer Salatschnecke gleich.

Und dennoch hätte selbst sie auf Eggerts o.g. Frage mit Leichtigkeit
antworten können: "Aber wieso? Das tue ich doch gerade", oder ganz
simpel: "Warum? Ist das jetzt Pflicht?"

Es scheint so. Alle Welt sucht das Gespräch mit Rechtsradikalen.
Warum? Haben sie einem etwas zu sagen? Ist nicht hinlänglich bekannt, was sie denken, fordern und propagieren? Wo liegt der beschworene aufklärerische Wert, wenn Henryk Broder in der `tageszeitung' Franz Schönhuber interviewt?

Muß man an jeder Mülltonne schnuppern? Niemand wählt Nazis oder wird einer, weil er sich über deren Ziele täuscht, - das Gegenteil ist der Fall; Nazis sind Nazis, weil sie welche sein wollen. Eine der unangenehmsten deutschen Eigenschaften, das triefende Mitleid mit sich selbst und den eigenen Landsleuten, aber macht aus solchen Irrläufern der Evolution arme Verführte, ihrem Wesen nach gut, nur eben ein bißchen labil etc., "Menschen" jedenfalls, so Heinz Eggert, "um die wir kämpfen  müssen".

Warum? Das Schicksal von Nazis ist mir komplett gleichgültig; ob sie
hungern, frieren, bettnässen, schlecht träumen usw. geht mich nichts an. Was mich an ihnen interessiert, ist nur eins: daß man sie hindert, das zu tun, was sie eben tun, wenn man sie nicht hindert: die bedrohen und nach Möglichkeit umbringen, die nicht in ihre Zigarettenschachtelwelt passen. Ob man sie dafür einsperrt oder sie dafür auf den Obduktionstisch gelegt werden müssen, ist mir gleich, und wer vom Lager (für andere) träumt, kann gerne selbst hinein. Dort, in der deutschen Baracke, dürfen dann Leute wie Rainer Langhans, Wolfgang Niedecken und Christiane Ostrowski zu Besuch kommen und nach Herzenslust mit denen plaudern, zu denen es sie zieht.

Den Rest der Zeit werden die Berufsdeutschen ein wenig gequält:
Verordneter Antifaschismus all night long! Fritz Teppisch spricht
nicht unter drei Stunden! Aus den Lautsprechern dröhnt verjüdelte
Negermusik! Pflichtlektüre: die schlechtesten Satiren von Ephraim
Kishon! Rechte Winkel und Viervierteltakt sind bei Strafe verboten,
die Haare werden nicht mehr geschnitten. Abends Talkshow mit Henryk Broder und Lea Rosh - es herrscht Teilnahmspflicht. Und dann geht es ruckzuck ohne Nachtisch ins Bett - zu Mister Long Dong Silver. So geht das.

Verbaler Antifaschismus ist Käse. Militant soll er sein, vor allem
aber erfolgreich. Wenn sich dabei herausstellen sollte, daß es sich
gegen 50, 60, 70, 80 oder 90 Prozent des deutschen Volkes richtet,
dann ist das eben so. Wo Nazis `demokratisch' gewählt werden können, muß man sie nicht demokratisch bekämpfen.


























Eine Bemerkung zum letzten Bild sei bitte noch gestattet...
links neben der Kapelle gibts nen Acker mit ca. 50 Kreuzen.
Die erste Reihe ist den 14 - 15 jährigen Kinners reserviert.
Die haben 1944 mit Nazis geredet, bzw. diese mit denen.

Wehret den Anfängen!
Mit Nazis redet man nicht.
Punkt.

Achja... bytheway; abschließend noch etwas Wahlwerbung:
https://www.youtube.com/watch?reload=9&v=obDJQNRnyus
https://www.youtube.com/watch?v=q8HvDaTVAjo
Neunzig Minuten Propaganda gibt es megafon hier links.
*zwinkersmiley*

Für den Inhalt dieser Wahlwerbespots ist ausschließlich
die PARTEI verantwortlich. INHALTE ÜBERWINDEN!

cya! :-)

2 Kommentare:

  1. Ich wäre so gerne militanter Antifaschist, momentan möchte ich täglich jemandem in die Fresse hauen. Leider lässt meine körperliche Verfassung das nicht mehr zu, ich bräuchte mindestens ein Kantholz Vorsprung.

    Abgesehen davon sind die, denen ich gerne als erstes in die Fresse hauen möchte, für uns Otto Normalsterbliche nicht so leicht erreichbar. Vielleicht erbarmt sich ja noch jemand bei den sonst so schießwütigen Amis und spendiert Onkel Donald eine 7.65er, genau zwischen die Augen.

    RIP Wiglaf Droste

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  2. Danke für Deinen Kommentar!
    Auf die Fresse hauen möchte ich
    noch viel mehr Leuten.
    Will und soll aber grad niemand wissen.

    ;-)

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